Zwei weiße Gestalten, eng aneinandergeschmiegt und eingebettet in eine uterusähnliche Hülle vor blau changierendem Hintergrund. Fast zwillingshaft und doch unterscheidbar, symbiotisch und doch voneinander getrennt. (Der Anfang, Öl auf Leinwand, 1997) Man muß Mut haben, wenn man die Dinge wirklich berühren will und sich auf die Suche nach Antworten begibt. Friederike von Fallois ist eine solche Entdeckerin, deren konsequente Befragung von Raum und entstehender Figur auf der Leinwand ausgetragen wird. Berührende und auf den zweiten Blick dramatische Bilder offenbaren die Tiefe existentieller Themen: Paar, Zweisamkeit und Einsamkeit, Liebe, Abgrenzung und Bedrohung, Über allem liegt eine poetische und konsequent malerische Aussage, die sich vom Gegenständlichen hin zu abstrakteren Formen bewegt, ohne dabei je das Gegenständliche zu verleugnen oder zu vemeinen. Der künstlerische Weg führt die Malenin von der satten Farbigkeit früherer Ölgemälde, die von den Eindrücken der Karibik und Afrikas beeinflußt und den Rhythmus der Musik in eine bildnerische Form gegossen haben, in eine sphänische Welt. Die Farbe behält ihre Wichtigkeit und konzentriert sich dennoch in anderer Weise als vorher auf Figur und Raum. Das Weiß spielt eine entscheidende Rolle, die die Figuren zum Leuchten bringt. Die Figur, die im Prozeß des Malens entsteht, ist Ausgangspunkt der Arbeit geworden. Eine Figur von außen zu entwickeln, interessiert die Malerin nicht. Konkrete Figur, unterschiedliche Schichten, Formen und Tonigkeit entwickeln sich erst in der Bewegung und im Akt des Schaffens. Erst wenn sich der Raum polarisiert, aufbricht und schließlich organisiert, ist ein "Weg durch die Malerei" gefunden. Das Kreuz, eine der gewaltigsten und sinnbeladendsten Formen unseres Kulturkreises, ist in räumlicher Dimension umd Spannung der Bildfläche ein Thema in den neueren Arbeiten. Ebenso ist das "Paar" ein Sujet geworden, daß sie konsequent in einer Serie von Ölgemälden weiterentwickelt. Die Fragen nach Identität, nach Ich und Wir, Lust und Schuld, Angst und Leblosigkeit stehen im Zentrum. Wozu diese Bilder, die einerseits so irritierend fragmentarisch wirken und andererseits auch vollkommen verständlich sind? Die Künstlerin geht unter die Oberfläche, um etwas Materielles aus den Fragen zu gewinnen und gleichzeitig Einsichten in die Struktur menschlicher Beziehungen zu bieten. Deshalb ist Friederike von Fallois in ihrem künstlerischen Schaffen dem Filmregisseur Daviid Lynch und der Solotänzerin Anna Huber verwandt, die ebenso konsequent wie unerbittlich mit ihrem jeweiligen Medium nach Antworten auf existentielle Fragen suchen. Mit Radikalität etwas in Bewegung setzen, eine Thema ausloten, damit man "wirklich ankommt". An dem Regisseur David Lynch schätzt die Malerin, daß er einmal gefundene Themen und Figuren beibehält. Eine gefundene Figur wird in anderer Gestalt in seinen nächsten Film fortgeführt. "Kunst ist eine der besten Möglichkeiten, etwas in Bewegung zu setzen." Der menschliche Körper, Bewegung, Schauspiel und Musik sind die Komponenten, aus denen Friederike von Fallois neben ihren genuin malerischen Mitteln wie Farbe, Pinsel und Leinwand ihre Inspiration zieht. Die "Kinesphäre" ihrer Bildräume zeugt von diesem Wissen um Körper, Raum und Ausdruck. Es ist schön, daß es nicht leicht ist, diese Bilder zu betrachten und ihnen auf die Spur zu kommen. Die Tonigkeit, die Stimmung und die Figuren graben sich ins Gedächtnis ein, als Berührung und gleichzeitiges Rätsel. Regina Köthe "Als Maler hatte ich immer bestimmte Töne im Kopf, um mir die Stimmung für ein Bild vorzustellen, Ich wollte geme in den Bildern leben können, umd deshalb stellte ich mir vor, wonach sie wohl klingen würden." David Lynch |